Vor der Textbearbeitung von 1990 - 1997 wird gewarnt!

Seit 1990 erscheinen die Petzi-Bücher neu, d. h. sie wurden im Text von Frau Margret Mirow überarbeitet. Leider ist der Duktus der Überarbeitung so oberlehrerhaft und pädagogisierend wie es schlimmer kaum sein könnte. Während früher (fast) alle Texte direkte Reden waren und die Sprecher aus dem Bild deutlich wurden, werden sie in der Neubearbeitung überflüssigerweise zusätzlich genannt, ebenso wie deutlich sichtbar im Bild vorhandene Handlungen oder Geschehnisse im Text redundant erläutert werden. Leider ist dadurch aller Sprachwitz und Charakter der Figuren dahin. Petzi ist zu einer beliebigen Geschichte verkommen.

Es muss daher dringend vor diesen Büchern der Neuausgabe abgeraten werden. Kindern wie Vorlesern wurde damit kein Gefallen getan. Zumal derjenige, der weder Gefühl noch Lust für die "ursprüngliche", "petzieigene" Sprache empfindet, davon keinerlei Nachteile erfährt. Petzi selbst ist ja gerade durch die Bildunterschrift als "Kind" zu erleben, das sich in der Welt zurechtfinden muss und damit durchaus seine Schwierigkeiten hat und diese entweder selbst oder durch seine Freunde zu lösen lernt.

Dass es Frau Mirow im Prinzip anders könnte, hat sie übrigens in den Petzi-Büchern bewiesen, die Kurzgeschichten enthalten, in denen sich die Figuren durch Sprechblasen äußern. Hier ist der Text durchaus als gelungen zu bezeichnen. - Ob die Sprechblasen bereits von den Autoren eingesetzt oder nachträglich zugefügt wurden, ist unklar.

Folgende Gegenüberstellung (links der alte Text, rechts der neue) zeigt die Verstümmelung recht deutlich, leider lassen sich beliebig weitere Beispiele finden.

aus: Petzi im Doggerland (23), neu: Petzi im Dino-Land (Rasmus Klump i Fortidsland, 1972)
Titelbild (alte Ausgabe) Unser neues Schiff schwimmt prima, was? Leider kommt es nicht von Fleck! Petzi und Pingo standen an Bord der »Mary« und unterhielten sich. »So eine Reise ist doch immer wieder das Schönste, was es gibt«, sagte Pingo. »Merkwürdig ist nur, daß wir nicht recht vom Fleck kommen!«
Ihr merkt aber auch alles! Uns wäre bestimmt nicht aufgefallen, daß der Motor nicht läuft. Pelle guckte in den Laderaum. »Ihr merkt aber auch alles!«, sagte er. »Der Motor läuft gar nicht!« Pelle, mach die Luke zu! Der Rauch soll aus dem Schornstein kommen; das sieht hübscher aus. Für den Motor war Petzi zuständig. »Alles klar!«, sagte er. »Pelle, du kannst die Luke wieder zumachen.«
Ich bin der glücklichste Petzi der Welt! Ich stehe auf meinem Schiff, umgeben von meinen Freunden und viel Wasser! Petzi hatte gute Laune: »Ich bin auf See, mit meinen Freunden und einem guten Schiff«, sagte er zufrieden. Petzi, wir fahren ja rückwärts! Irgendwas stimmt nicht - mit dem Wasser, mit dem Motor oder mit dir! Pingo fand wieder etwas merkwürdig: »Wir fahren rückwärts! Was hast du mit dem Motor gemacht, Petzi?«
Nein, Petzi, mit dir ist alles in Ordnung, und mit dem Wasser auch. Der Motor muß mal geschüttelt werden! Petzi versuchte es noch einmal. »Schüttel den Motor doch ein bißchen«, sagte Pelle. Das war ein guter Rat. So, der Motor ist klar! Er brauchte nur etwas Öl und ein paar nette Worte! »Es hat geklappt!« sagte Petzi, als er ganz schnutzig aus dem Laderaum kam. »Ein wenig Öl und ein paar nette Worte brauchte der Motor auch noch!«
BUMM! Erschrick doch nicht so, Petzi! Pelle schlug die Luke zu, und Petz sprang in die Luft. Jetzt fahren wir vorwärts! Da freut sich Pingo! So landete der kleine Bär mal wieder im Wasser. Pelle fischte ihn raus.
Und du brauchst dich nicht zu waschen, du Glückspilz! »Wenigstens brauchst du dich nicht mehr zu waschen!« tröstete er Petzi Du kannst also rückwärts und vorwärts steuern. Wie wär's nun mit Kurven? »Jetzt kann es losgehen!« sagte Petzi. »Kannst du auch Kurven fahren?«
Als Steuermann bist du unübertroffen! Du kannst einfach alles. Dreh zum Schluß noch einen Achter! Pingo zeigt seine Fahrkünste als Steuermann. Er konnte nicht nur vorwärts und rückwärts fahren. Nein, jetzt drehte er sogar noch einen Achter! Wir müssen unsere Blumen regelmäßig gießen. Seebär wird sie dann mit Tabakbrühe düngen. Petzi hatte Samen in den neuen Blumenkasten getan. »Wir müssen immer schön gießen!« sagte er zu Pingo.
So eine Überraschung! Das hätte ich mir ja nicht träumen lassen ... Und Pelle fegte das Deck. »Seht mal wer da kommt!« rief er plötzlich überrascht. Das muß ich gleich Petzi und pngo erzählen. Die werden staunen! ... Aufgeregt sauste er los, um Petzi und Pingo die Neuigkeit zu erzählen. »Die werden staunen!« meinte er.
Petzi! Pingo! Habt ihr schon gesehen, wer uns besuchen kommt? Freut euch schon mal ein bißchen! »Wir kriegen Besuch!« rief er und merkte gar nicht, daß er erst die Kleinen und dann auch noch Seebär umgeschubst hatte. Karlchen! Er hat mir auch schon gefehlt ... mit all seinen Kümmernissen! »Unser Karlchen kommt!« freute sich Petzi. »Er hat mir schon gefehlt.«
Hallo, Petzi! Habt ihr eure Beiboote nicht vermißt? Oder mich wenigstens? Oder meinen Hunger? ... »Hallo, Petzi und Pelle!« rief Karlchen. »Ich bring euch eure Beiboote wieder. Habt ihr sie nicht schon vermißt?« Vielen Dank für die Beiboote, Karlchen! Komm herauf und iß einen Teller Gulasch! »Vielen Dank für die Boote, Karlchen! Komm an Bord!« antwortete Petzi. »Das Gulasch ist fertig, und du magst sicher einen Teller voll mitessen.«
Da hier nicht die Geschichte erzählt werden soll, springen wir jetzt gleich an den Schluß des Buches, weil die dortige Szene so schön ist: Bei einem Rundflug mit einem Drachen muß derselbe Niesen, so daß Petzi, Pelle und Pingo aus der Gondel (das Maul des Drachen) fallen ...
Natürlich darfst du mitfahren, Karlchen, aber du mußt deinen Appetit ein bißchen zügeln! Karlchen wollte gerne mitfahren. »Natürlich darfst Du mit!« sagte Petzi. »Aber das Essen wird immer schön mit allen geteilt, nicht wahr?«    
HATSCHI! Ach so, er mußte niesen! Das war ja furchtbar laut! Gesundheit! Hatschi! Der Nieser war so gewaltig, daß die drei Freunde aus dem Korb flogen. Nochmal! Gut, daß wir herausgefallen sind! Hoffentlich hat er sich nicht erkältet! Beim Fallen hörten sie noch einen Nieser. »Ein Glück, daß wir draußen sind!« lachte Petzi.
Pelle, du kannst doch fliegen! Du brauchst doch nicht herunterzufallen wie wir! Petzi fiel etwas ein: »Pelle, du kannst doch noch fliegen! DU brauchst doch nicht herunterzufallen wie wir!« Wie gut, daß er sich daran erinnert hatte. Vielen Dank, daß du mich daran erinnert hast! Hier, schnappt euch schnell einen Schirm! Pelle fing an zu fliegen. Und Pingo holte sich schnell einen Regenschirm aus Pelles Schnabel. Einen Regenschirm konnte man prima als Fallschirm benutzen.
So, jetzt fliegen wir gemeinsam abwärts. Wir haben ja denselben Weg! Auch Petzi bekam einen Schirm. Ja, so geht es gut! Das Macht sogar Spaß! Kannst du den Onkel sehen? Und so schwebten sie friedlich zur Erde.

 

Hier stand bis zur Neuauflage im Jahre 1998 noch eine Art "Aufruf", an den Verlag und die Bearbeiterin zu schreiben, um eine Neuausgabe mit den alten Texten zu bewirken. - Dies ist nun gegenstandslos geworden ...

 


Stefan Brix 2004-02-08
sx@petzi-forschung.de

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